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Analyse: 2024 für die E-Mobilität weltweit „ein verlorenes Jahr“

2023 war ein Erfolgsjahr für die E-Mobilität in Europa und vor allem in China. 2024 dagegen war laut den Beratern von Berylls by AlixPartners „ein Jahr zum Vergessen“, denn nicht nur in Deutschland sei das Interesse an der E-Mobilität erlahmt. Auch in Frankreich und sogar in Skandinavien seien die Zulassungszahlen geschrumpft. Benziner und Diesel legten dagegen moderat zu und Plug-in-Hybride hätten teilweise deutlich an Beliebtheit gewonnen.„In China waren 2024 immerhin 27,3 Prozent aller Neuzulassungen rein elektrisch unterwegs, im Jahr zuvor lag die Zahl bei 23,5 Prozent“, erläutert Alexander Timmer, Partner und Managing Director bei Berylls by AlixPartners „E-Mobilität ist hier in der Breite der Bevölkerung angekommen.“Davon waren die USA 2024 noch weit entfernt, denn nur knapp acht Prozent der Amerikaner entschieden sich für ein Auto mit Elektroantrieb. Mit 7,4 Prozent lag diese Zahl im Vorjahr aber sogar auf noch niedrigerem Niveau. Das leichte Wachstum ist laut den Beratern auch darin begründet, dass sich die Ladeinfrastruktur in den USA stetig, wenn auch vergleichsweise langsam weiterentwickelt.In West- & Mitteleuropa wächst die Ladeinfrastruktur rasantBeim Ausbau der Ladeinfrastruktur hat Europa laut Berylls by AlixPartners mittlerweile einen, wenn nicht zwei Gänge hochgeschaltet. Besonders die Schnelllader erleben hier einen regelrechten Boom. Die Zahl der besonders leistungsfähigen HPC-Charger hat sich in Deutschland seit 2022 von etwa 8.000 Stück bis Ende 2024 auf rund 26.500 Lader mehr als verdreifacht. Aber selbst der schnelle Ausbau der Infrastruktur konnte das Interesse am E-Auto in Deutschland nicht befeuern.In Norwegen und Dänemark ging die Ausbaugeschwindigkeit dagegen leicht zurück. Beide Länder haben mittlerweile allerdings ein stabiles Verhältnis aus E-Autos und Ladesäulen erreicht und damit eine hohe Akzeptanz für die E-Mobilität geschaffen. Die Niederlande sind auf einem sehr ähnlichen Weg, verdichteten 2024 vor allem das Schnellladenetz weiter.Das Riesenreich China liegt mit etwa 3,5 Millionen Ladepunkten allerdings weit vor allen anderen Märkten. Das Gros der Infrastruktur besteht hier aus Normalladern, Schnelllader sind hier eher selten anzutreffen.Etwas überraschend ist die Entwicklung in Japan. Dazu Lukas Kirchhefer, Mobilitätsexperte bei Berylls by AlixPartners: „E-Mobilität kommt hier immer noch nicht wirklich in Fahrt, die einheimischen Hersteller bauen das entsprechende Modellangebot nur sehr langsam auf. Es verwundert daher nicht, dass auch die Infrastruktur nur moderat zulegt.“ Es gelte die einfache Gleichung: Keine Ladeinfrastruktur – keine Elektroauto-Verkäufe und umgekehrt.Planungssicherheit wichtig für den Erfolg der E-MobilitätWie sich die E-Mobilität 2025 entwickeln wird, ist in vielen Märkten unklar. China stellt laut den Beratern eine Ausnahme dar: Hier gehe der Trend weiter weg vom reinen Verbrennungsmotor hin zu Elektroautos und Stromern mit Benzingenerator als Reichweitenverlängerer, deren Beliebtheit anhaltend weiterwachse.In den USA dreht sich der Wind dagegen rapide. Und Deutschland? „Hier fehlen Planungssicherheit für die Industrie, Verbraucher und Energieversorger“, weiß Dennis Koschmieder, E-Mobilitäts-Experte bei Berylls by AlixPartners. „Im Sinne der Endkunden und der Industrie sollten die Stromkosten sinken, um die Attraktivität der E-Mobilität zu verbessern.“Dazu gehörten auch Investitionen in eine eigene europäische/deutsche Batterieproduktion und die Sicherung von Rohstoffen, um unabhängiger von den aktuellen Lieferanten zu werden. Und aus Verbrauchersicht der weitere Ausbau der Ladeinfrastruktur, vor allem im Bereich der HPC-Schnelllader mit Leistungen >150 kW. Das Ziel müsse ein europaweites Schnellladenetz mit HPC-Stationen alle 50 Kilometer entlang der Hauptverkehrsachsen sein.E-Auto-Förderung in Deutschland: „Die Politik muss sich schnell entscheiden“Der kommende deutsche Verkehrsminister müsse schnell handeln, müsse klarstellen, ob die E-Mobilität wieder gefördert wird, so die Berater. Eine Hängepartie in diesem Punkt führe zu weiterer Zurückhaltung beim Elektroauto-Neukauf. Berylls by AlixPartners empfiehlt die Förderung privater Ladepunkte, neue Kaufanreize und Steuervorteile mit Blick auf Privatkunden und den Leasingmarkt.Denn Anreize der öffentlichen Hand hätten sich als wichtiger Katalysator für die Akzeptanz von E-Fahrzeugen erwiesen, auch wenn ihr Einfluss von Region zu Region sehr unterschiedlich sei. In einigen Märkten habe die starke finanzielle Unterstützung zu einem bemerkenswerten Anstieg der Zulassungen geführt, während in anderen Regionen Anpassungen der Förderprogramme und strengere Förderkriterien den Fortschritt gebremst hätten.Anreize beschleunigen E-Auto-Transformation in allen WeltregionenSo verzeichnete das Vereinigte Königreich von 2023 bis 2024 einen Anstieg der Elektroauto-Zulassungen um drei Prozentpunkte. Dieses Wachstum spiegelt die positiven Auswirkungen gezielter staatlicher Initiativen und Anreize wider. Frankreich dagegen verzeichnete von 2023 bis 2024 keinen Zuwachs der E-Zulassungen, da eine Neukalibrierung der Anreizstrukturen – mit strengeren Zulassungskriterien und höheren Strafen für Fahrzeuge mit hohem Schadstoffausstoß – sowie eine Verschärfung der Marktbedingungen die Einführung von Stromern bremste.Deutschland musste im Jahr 2024 einen Rückgang der E-Auto-Zulassungen um fünf Prozentpunkte hinnehmen, nachdem die staatliche Förderprämie entfallen ist. Auch Schweden befand sich 2024 gegenüber 2023 im Rückwärtsgang, hier erodierten die E-Zulassungen um vier Prozentpunkte. Eine Entwicklung, die die strategische Rekalibrierung der Anreizprogramme widerspiegelt. Keine Veränderungen zeigen die Zahlen dagegen 2024 in den USA, trotz eines dynamischen Mixes aus Steuergutschriften auf Bundesebene, Rabatten auf Bundesstaatsebene und neuen Anreizsystemen. In welche Richtung sich die US-Elektroauto-Zulassungen 2025 entwickeln, ist offen, nachdem die US-Regierung die Förderprogramme gestrichen hat.„Trotz der sich aller Wahrscheinlichkeit nach verzögernden Strafzahlungen bei Nichteinhaltung der Flottengrenzwerte erwarten wir für 2025/2026 einen Nachfrageanstieg bei E-Fahrzeugen in Europa“, so Berater Timmer. „Der BEV-Anteil sollte unserer Einschätzung nach in diesem Jahr auf 16 bis 18 Prozent steigen. Unsere Markteinblicke bestätigen diesen Trend: Im ersten Quartal 2025 erreichten BEVs bereits einen Neuzulassungsanteil von 17,1 Prozent .“2025 scheine für die E-Mobilität, auch außerhalb Chinas, kein verlorenes Jahr zu werden. In Europa stünden die Chancen nicht schlecht für einen voraussichtlich moderaten Erfolg. Eine Vielzahl von eher günstigen E-Autos mache die Antriebswende endlich für breite Bevölkerungsschichten erreichbar. Die Maschen des Ladenetzes würden immer enger und nähmen so den E-Fahrern die Reichweitenangst. Passende nationale Fördermaßnahmen könnten den Erfolg zusätzlich beflügeln und das E-Auto endlich auch in Deutschland zum Erfolgsmodell machen.

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