Europas Autozulieferer unter Druck: Verluste, Zölle und E-Mobilitäts-Probleme
Die europäische Autozulieferindustrie steht vor großen Herausforderungen. Eine Umfrage der Berater von McKinsey im Auftrag des Verbands der europäischen Autozulieferer zeigt laut der Frankfurter Allgemeinen Zeitung , dass fast die Hälfte der Zulieferunternehmen für 2025 mit Verlusten oder nur marginalen Gewinnen rechnet. Nur ein Viertel erwartet eine operative Gewinnmarge von über fünf Prozent.Die Geschäftsaussichten haben sich zuletzt weiter verschlechtert, der Umfrage zufolge vor allem durch geopolitische Risiken sowie steigende Energie- und Produktionskosten. Ein weiteres Problem liegt in den Investitionen in Elektromobilität, die bisher nicht den erhofften Absatz gebracht haben.Der Generalsekretär des Branchenverbands Clepa, Benjamin Krieger, warnt vor einem möglichen Rückgang der gesamten Autozulieferindustrie in Europa. Drei Viertel der Unternehmen arbeiten demnach inzwischen mit geringen Margen, viele leiden unter einem Mangel an Investitionen.Zudem kämpfen 62 Prozent der Betriebe damit, ihre Produktionsstandorte auszulasten. Ein Viertel gibt an, dies nicht zu schaffen und erwägt Restrukturierungen. Der Anteil der Unternehmen, die bis 2030 eine Reduzierung ihrer Produktionsstandorte erwarten, ist von 24 auf 37 Prozent gestiegen.Zusätzliche Sorgen machen die neuen Zollregelungen, insbesondere mit Blick auf die USA. Die Mehrheit der Zulieferer kann zusätzliche Zollkosten nicht ohne Weiteres an Kunden weitergeben.Konkurrenz aus China, E-Mobilitäts-ProblemeDie Konkurrenz aus China verschärft die Lage zusätzlich. Nur ein Fünftel der europäischen Zulieferer spürt derzeit keinen Wettbewerbsdruck aus der Volksrepublik. Über die Hälfte beobachtet wachsende Importe chinesischer Zulieferteile. Ein Drittel berichtet bereits von in Europa produzierenden chinesischen Unternehmen. Laut Umfrage rechnen 62 Prozent der Befragten damit, dass bis 2030 chinesische Firmen zunehmend direkt in Europa konkurrieren werden.Die Transformation zur E-Mobilität bringt weitere Schwierigkeiten mit sich. Während der Ausstieg aus der Verbrennertechnologie politisch und gesellschaftlich gefordert wird, rechnet sich die Umstellung für viele Zulieferer bislang nicht. Die Nachfrage nach E-Autos liegt unter den Erwartungen, und die geplanten Stückzahlen wurden bisher nicht erreicht. Das erschwert die Amortisation der getätigten Investitionen erheblich.Darüber hinaus sind viele Zulieferer bei Banken zunehmend unerwünscht. Ihre schwache Ertragslage und die verbleibende Ausrichtung auf Verbrennungstechnologien machen sie zu einem Risiko für Finanzinstitute, die sich verstärkt an Umwelt- und Klimazielen orientieren. Das schränkt die Finanzierungsmöglichkeiten für notwendige Investitionen zusätzlich ein.Clepa-Generalsekretär Krieger fordert angesichts dieser Situation eine pragmatische und realisierbare Strategie für die Transformation. „Wir fordern keine Wende mit Rückkehr zum Verbrenner, sozusagen in die guten alten Zeiten“, sagte er der FAZ. „Wichtig wäre, alles zu tun, um Schritt für Schritt die Emissionen zu verringern, und das geht zu einem Teil auch mit Einsparungen bei den Verbrennern und mit klimaneutralen Kraftstoffen. Wir brauchen eine Transformation, die wir tatsächlich umsetzen können, ohne dass es zum Bruch kommt.“